Die Heilige Schwester Maria Faustyna (Helena) Kowalska
Name bedeutet: Maria: die Beleibte/die Schöne/die Bittere/die von Gott Geliebte (aramäisch)
Faustyna: die kleine Glücksbringerin (latein.)
Nonne, Mystikerin
* 25. August 1905 in Glogowiec bei Lodz in Polen
+ 5. Oktober 1938 in Kraków
Schwester Maria Faustyna, mit bürgerlichem Namen Helena Kowalska, wurde am 25. August 1905 in Polen geboren.
Sie wuchs mit neun Geschwistern auf. Ihre Eltern erzogen sie fürsorglich; durch die ärmlichen Verhältnisse konnten sie ihr jedoch nur die spärliche Ausbildung von drei Grundschuljahren ermöglichen. Im Alter von 20 Jahren trat sie, nach vielen Hindernissen, am 1. August 1925 in den Orden von der "Muttergottes der Barmherzigkeit" in Warschau ein, das Noviziat verbrachte sie in Krakau/Kraków und erhielt den Ordensnamen Maria Faustyna. Als Laienschwester arbeitete sie in verschiedenen Ordenshäusern in der Küche, Bäckerei, Gärtnerei oder als Pförtnerin.
Sr. Faustyna wurden Erscheinungen Jesu und der Gottesmutter zuteil.
 
Sie wurde von Jesus zur Künderin der unergründlichen Göttlichen Barmherzigkeit erwählt.
 
Mit brennender Liebe, durch Sühneleistungen, in ihrem Gebet sowie durch ein im Verborgenen geübtes Opferleben erflehte sie die Barmherzigkeit Gottes für die Welt. Sie starb am 5. Oktober 1938 mit 33 Jahren im Rufe der Heiligkeit im Krakauer Kloster Josefow an Tuberkulose.
Am 25. November 1966 wurde sie exhumiert und ihr Grab in die Klosterkirche verlegt. Kardinal Karol Wojtyla schloss am 20. September 1967 den Informationsprozess ab und übersandte die Akten nach Rom.
Kanonisation: Am Weißen Sonntag, dem Sonntag nach Ostern, am 18. April 1993, erfolgte in Rom die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. Die Heiligsprechung Faustynas erfolgte durch denselben Papst am Weißen Sonntag, den 30. April 2000 (auch Barmherzigkeitssonntag genannt) in Rom; zugleich legte Papst Johannes Paul II. fest, dass die ganze Kirche am Weißen Sonntag das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit feiert.

Apostolatsfeuer:
Schwester Faustyna:
"...Der Herr gab mir zu erkennen, wie sehr Ihm angelegen ist, dass die Seele sich mit Liebe der Tat auszeichnet. Im Geiste sah ich, dass viele Seelen zu uns rufen "Gebt uns Gott", was das apostolische Blut in mir aufwallte. Ich werde es nicht geizen, sondern für die unsterblichen Seelen bis zum letzten Tropfen hingeben, obwohl es Gott vielleicht physisch nicht verlangen wird. Im geistigen Sinn ist mir das möglich und der Verdienst ist nicht geringer."
"Ich will die ganze Welt durchgehen und den Seelen die große Barmherzigkeit Gottes kunden.
„Mein Herz verlangt nach meinem Gott, der Tag und Nacht in unserer Mitte lebt. Als weiße Hostie gibt er sich hin, Er, Der das ganze All bewegt.“
„Mein Herz sehnt sich nach jener Stelle, wo mein Herr weilt, verhüllt in Liebe ganz verzehrt. Es spürt die lichte Lebensquelle, den wahren Gott, Der hier verborgen währt.“
„Mein Entzücken ist es, soviel Zeit wie möglich zu Füßen des verborgenen Herrn zu verbringen.“
„O verborgener Jesus, glorreiches Pfand meiner Auferstehung, in Dir ist der Mittelpunkt meines ganzen Lebens.“
(Auszüge aus dem Tagebuch von Sr. Faustyna)
Jesus zu Sr. Faustyna:
„Schreibe: Ich bin dreimal heilig und verabscheue die kleinste Sünde. Ich kann eine Seele nicht lieben, die mit der Sünde befleckt ist, aber sobald sie bereut, sind Meiner Großzügigkeit ihr gegenüber keine Grenzen gesetzt. Meine Barmherzigkeit umfängt und rechtfertigt sie. Mit Meiner Barmherzigkeit verfolge Ich die Sünder auf all ihren Wegen und wenn sie zu Mir zurückkehren, freut sich Mein Herz. Die Bitterkeit, mit der sie Mein Herz getränkt haben, vergesse ich und freue Mich über ihre Rückkehr. Sage den Sündern, dass keiner vor Meiner Hand entflieht. Wenn sie vor Meinem barmherzigen Herzen fliehen, fallen sie in Meine gerechten Hände. Sage den Sündern, dass Ich stets auf sie warte, dass Ich am Pulsschlag ihres Herzens höre, wann es für Mich zu schlagen beginnt. Schreibe, dass Ich durch Gewissensbisse zu ihnen spreche, durch Misserfolg, und Leiden, durch Gewitter und Blitze, durch die Stimme der Kirche; wenn sie aber alle Meine Gnaden zunichte werden lassen, beginne Ich zu zürnen und überlasse sie sich selbst und gebe, was sie begehren“.

Sakrament der Versöhnung und Buße
Worte Jesu, des Herrn, zu Schwester Faustyna:
„Wenn du zur Heiligen Beichte kommst, zur Quelle Meiner Barmherzigkeit, fließt stets auf deine Seele Mein aus dem Herzen quellendes Blut und Wasser und veredelt deine Seele. Jedes Mal, wenn du zur Heiligen Beichte gehst, tauche mit großem Vertrauen ganz in Meiner Barmherzigkeit unter, damit Ich über Deine Seele die Fülle Meiner Gnaden ergießen kann. Wenn du zur Beichte kommst, wisse, dass Ich Selbst im Beichtstuhl auf dich warte. Ich verhülle Mich nur mit dem Priester, aber in der Seele wirke Ich Selbst. Hier begegnet das Elend der Seele dem Gott der Barmherzigkeit. Sage den Seelen, dass sie aus dieser Quelle der Barmherzigkeit nur mit dem Gefäß des Vertrauens schöpfen können. Wenn ihr Vertrauen groß ist, ist Meine Freigebigkeit grenzenlos. Ströme Meiner Gnade überfluten demütige Seelen. Hochmütige sind immer in Armut und Elend, denn Meine Gnade wendet sich von ihnen ab, hin zu den demütigen Seelen.“
„Sage den Seelen, wo sie Trost suchen sollen - im Tribunal der Barmherzigkeit, dort gibt es die größten Wunder, die sich ununterbrochen wiederholen. Um dieses Wunder zu erreichen, bedarf es keiner weiten Pilgerfahrt, auch nicht äußerer Zeremonien, sondern es genügt, zu Füßen Meines Stellvertreters gläubig hinzutreten und vor ihm sein Elend auszusprechen. Dann zeigt sich das Wunder der Barmherzigkeit in seiner ganzen Fülle. Auch wenn die Seele wie eine verwesende Leiche wäre und eine Belebung, menschlich gesehen, ausgeschlossen und alles schon verloren - so ist es anders bei Gott. Das Wunder der Barmherzigkeit Gottes belebt die Seele vollends.“
(Auszüge aus dem Tagebuch von Sr. Faustyna)
 

Die Heilige Kommunion
Worte Jesu, des Herrn, zu Schwester Faustyna:
„Meine Wonne ist es, Mich mit den Seelen zu vereinigen.“
„Wenn Ich in der Heiligen Kommunion ins Herz der Menschen komme, sind Meine Hände voller Gnaden, die Ich den Seelen geben will. Aber sie beachten Mich nicht; sie lassen Mich allein und befassen sich mit etwas anderem. Es macht Mich traurig, dass die Seelen die Liebe nicht erkannt haben.“
„Oh, wie mir das wehtut, dass die Seelen sich so wenig in der Heiligen Kommunion mit Mir verbinden. Ich warte auf Seelen und sie sind Mir gegenüber gleichgültig. Ich liebe sie so zärtlich und aufrichtig und sie glauben Mir nicht. Ich will sie mit Gnaden überhäufen - sie wollen sie nicht annehmen. Sie gehen mit Mir um, wie mit etwas Totem, aber Ich habe ein Herz voller Liebe und Barmherzigkeit.
„Damit du ein wenig Meinen Schmerz erkennst, stelle dir die zärtlichste Mutter vor, die ihre Kinder sehr liebt, doch die Kinder verschmähen die Lieber der Mutter. Betrachte ihren Schmerz, niemand vermag sie zu trösten. Das ist ein blasses Bild und Abbild Meiner Liebe.“
(Auszüge aus dem Tagebuch von Sr. Faustyna)
 
Die Heilige Kommunion im Leben der Schwester Faustyna
Schwester Faustyna:
„Der festliche Augenblick meines Lebens ist der, in dem ich die Heilige Kommunion empfange. Ich sehne mich nach jeder heiligen Kommunion.“
„Für jede heilige Kommunion danke ich der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.“
„Wenn Engel neidisch sein könnten, würden sie uns um zwei Dinge beneiden: Erstens, um den Empfang der Heiligen Kommunion; Zweitens, um das Leiden.“
„Heute bereite ich mich auf das Kommen des Königs vor. Was bin ich, und was bist Du, o Herr, König der Herrlichkeit - der ewigen Herrlichkeit. O Herz, bist du dir bewusst, wer heute zu dir kommt? Ja, ich weiß es, aber seltsamerweise kann ich das nicht begreifen. Wäre es nur ein König, aber es ist der König der Könige, der Herr der Herrscher. Vor Ihm erbebt alle Macht und Gewalt.“
„Heute kommt Er in mein Herz. Ich höre, dass Er naht, eile Ihm entgegen und lade Ihn ein.“
„Als Er die Wohnung meines Herzens betrat, wurde meine Seele von so großer Ehrerbietung ergriffen, dass sie bestürzt zu Seinen Füßen in Ohnmacht fiel.“ Jesus reicht ihr Seine Hand und ließ sie gütig neben Sich sitzen. Er besänftigte sie: „Du siehst, Ich habe den Thron des Himmels verlassen, um Mich mit dir zu vereinigen. Was du siehst, ist lediglich der Saum und schon fällt deine Seele vor Liebe in Ohnmacht. Doch wie wird dein Herz erstaunt sein, wenn du Mich in der ganzen Herrlichkeit erblickst? Aber ich will dir sagen, dass das Ewige Leben schon hier auf Erden seinen Anfang durch die Heilige Kommunion nehmen muss. Jede Heilige Kommunion macht dich fähiger, in der Ewigkeit Umgang mit Gott zu pflegen.“
(Auszüge aus dem Tagebuch von Sr. Faustyna)

 
„O unbegreifliche und unergründliche
Barmherzigkeit Gottes,
wer vermag dich würdig zu ehren und zu rühmen?
Du größte Eigenschaft des Allmächtigen Gottes,
Du süße Hoffnung des sündigen Menschen.”

(aus dem Tagebuch von Sr. Faustyna)
 
Sr. Faustyna: "Einmal ging ich mit einer meiner Schwestern zum Ball. Als alle in bester Stimmung waren, empfand meine Seele innere Qualen. Im Moment, als ich zu tanzen anfing, erblickte ich neben mir Jesus; den geschundenen, entblößten Jesus, ganz mit Wunden bedeckt, der zu mir die Worte sprach: Wie lange soll ich dich ertragen, und wie lange wirst du mich hinhalten? In dem Augenblick verstummte die liebliche Musik, die Gesellschaft, in der ich mich befand, verschwand mir aus den Augen, es blieben Jesus und ich. Ich setzte mich neben meine liebe Schwester und versuchte, was in meiner Seele vorging, mit Kopfweh zu verdecken. Nach einer Weile verließ ich heimlich die Gesellschaft und meine liebe Schwester und begab mich in die Kathedrale des Hl. Stanislaw Kostka. Die Morgenstunde begann zu grauen, nur wenige Menschen waren in der Kathedrale. Auf nichts achtend, was um mich geschah, warf ich mich vor dem Allerheiligsten Sakrament nieder und bat den Herrn, mich erkennen zu lassen, was ich weiter tun sollte. Sogleich hörte ich die Worte: Fahre sofort nach Warszawa, dort wirst du ins Kloster eintreten. Ich erhob mich vom Gebet, kam nach Hause und verrichtete notwendige Dinge. So gut ich konnte, habe ich meiner Schwester anvertraut, was in meiner Seele geschehen war, und sagte ihr, sie soll die Eltern von mir verabschieden und so, in meinem einzigen Kleid, ohne alles, kam ich nach Warszawa." ...
(aus dem Tagebuch von Sr. Faustyna).

 

 

 

Maria Valtorta: Einführung in Leben, Werk, Bedeutung

Maria Valtorta (1897-1961) wurde in Caserta in der Nähe von Neapel geboren. Nach verschiedenen Umzügen erwarb die aus der Lombardei stammende Familie 1924 ein Haus in der Küstenstadt Viareggio nördlich von Lucca, worin Maria Valtorta bis zu ihrem Tod wohnte. Sie war das einzige Kind von Giuseppe Valtorta (1862-1935), einem Berufsoffizier der italienischen Armee, der der Familie eine gehobene soziale Stellung sicherte, und seiner Ehefrau Iside Fioranzi (1861-1943), die Französischlehrerin war. Marias Mutter war streng, herrschsüchtig und selbstsüchtig. Sie hinderte ihre Tochter an einer ihren Anlagen gemäßen Ausbildung und vereitelte eine geplante Eheschließung. Alle Herzenswärme hingegen erhielt sie von ihrem Vater, der ihre große Wißbegierde stillte, ihr die Schönheiten der Natur erschloß und mit dem sie eine scharfe Beobachtungsgabe teilte. Die familiären Konflikte belasteten ihn seelisch so sehr, daß er vorzeitig seinen Beruf aufgeben mußte.
Während ihrer Schulzeit fiel Maria Valtorta durch hohe sprachliche Begabung, Phantasie und stilistische Gewandtheit auf. Nach ihrer Schulzeit war sie – während des 1. Weltkrieges – als Krankenschwester tätig. Später trat sie in die katholische Aktion ein und widmete sich dort der Jugendarbeit und hielt Vorträge. Wegen eines schweren Rückenleidens konnte sie ab 1934 das Bett nicht mehr verlassen.
Maria Valtorta
 
1912 und 1943
 
 
 
 
Nach dem Willen Jesu, zu dem sie schon in ihrer Kindheit ein inniges Verhältnis hatte, opferte sie ihre schweren körperlichen und seelischen Leiden für Kirche und Welt auf.
Auf Anweisung ihres Seelenführers verfaßte sie im Jahre 1943 mit erzählerischer Lebendigkeit und tiefem Empfindungsvermögen eine Autobiographie, die ihre lebensbejahende, temperamentvolle Natur und ihre Fähigkeit zu religiöser Hingabe zeigt. Noch im selben Jahr erhielt sie die ersten Visionen über das Leben Jesu, die sie mit ihrer eigenen Fähigkeit der Beobachtung und Empfindung und nach Diktaten Jesu niederschrieb. In den folgenden Jahren entstanden so insgesamt 714 Kapitel, in denen Personen und Ereignisse eine zeitlich und räumlich zusammenhängende Einheit bilden.
Maria Valtortas Werk "Der Gottmensch" ist von der Kirche nicht offiziell approbiert, doch hat sich Papst Pius XII. 1948 darüber anerkennend und treffend geäußert: "Veröffentlicht dieses Werk, so wie es ist. Wer es liest, wird es verstehen."
BEDEUTUNG
Unter den zahlreichen Privatoffenbarungen der letzten Jahrzehnte ist das Werk Maria Valtortas aus drei Gründen von aktueller Bedeutung:
1. Seit die neutestamentlichen Schriften unter historischen und literargeschichtlichen Gesichtspunkten erforscht werden, verschiebt sich die Objektivität ihrer Inhalte zu immer größerer Relativität. Die Einheit des menschgewordenen Logos und Hauptes seiner Kirche wird zerrissen in den historischen Jesus und den Christus des Glaubens. Als Folge dieser einseitigen Sichtweise schwindet die Glaubenssubstanz vieler Theologen, und das, was sich in ihrem Namen an Irrtümern und Halbwahrheiten verbreitet, wird von den Gegnern des Christentums begierig aufgegriffen und als wirksame Waffe verwendet.
Der Unglaube der meisten Exegeten zeigt sich im Ansatz darin, daß sie die Autorschaft der Evangelien eher anonymen Verfassern, Gemeinschaftskräften und literarischen Gepflogenheiten zuschreiben als den überlieferten Autoren. Das Zeugnis der Person als Kern der Glaubwürdigkeit des Evangeliums und als Quelle der Ausbreitung des christlichen Glaubens ist weitgehend aus dem Blickfeld ihrer Wissenschaft gewichen.
2. Das heutige christliche Selbstverständnis ist durch Demokratie und Individualismus geprägt. Die daraus erwachsende Denkweise entfernt sich einerseits zunehmend von der Denkebene der kirchlichen Lehre und bringt für deren Autorität und für die Schätze kirchlicher Überlieferung (Kenntnis und Wertschätzung der Heiligen, Frömmigkeitsformen usw.) immer weniger Verständnis auf, andererseits führt sie dazu, daß gläubige Christen einen direkten Zugang zu den Evangelientexten suchen, wobei ihr Vorstellungsvermögen ihr Alltagsbewußtsein nicht weit übersteigt. Sie erwägen viele persönliche Ansichten, erfassen aber nicht die Heilsmächtigkeit der dargestellten Ereignisse und gesprochenen Worte.
3. Heutzutage scheinen die Menschen, die einen Teil ihrer täglichen Freizeit dem Fernsehen widmen, Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens im sinnlich Erlebbaren zu suchen. Was sich jahrhundertelange Meditation über das Leben Jesu konkret vorzustellen versuchte, ist in Maria Valtortas Werk greifbare Realität geworden. Valtortas Werk kommt dem modernen Bedürfnis für Detailgenauigkeit auf allen Wahrnehmungsebenen und für die Dramatik und Ausführlichkeit des Wortes entgegen.
Wie sollte man dieses Werk lesen? Diese Frage zu stellen ist sehr wichtig, da es – wie besonders aus englischsprachigen Internetseiten zu entnehmen – auch entschiedene Gegner hat. Folgende Orientierungspunkte könnten hilfreich sein:
1. Das Werk sollte wie jeder andere literarischer Text vorurteilsfrei und ohne bestimmte religiöse Voreinstellung gelesen werden. Denn das ist der Vorteil von Privatoffenbarungen, daß sie keine verbindliche Lehre der Kirche darstellen. Sie wenden sich zwar an die ganze Kirche, aber ebenso an jeden Einzelnen, der in eigener Verantwortung über ihren geistlichen Nutzen entscheiden kann.
Man kann also den religiösen Charakter des Werks zunächst im Hintergrund belassen und sich je nach spontaner innerer Bereitschaft inhaltlichen Aussagen öffnen. Auf diese Weise wird ein innerer Gesamteindruck allein durch die Wirksamkeit des Wortes erzeugt.
2. Der Leser braucht sich nicht durch die Frage beunruhigen zu lassen, ob denn das, was er liest, tatsächlich so geschehen ist. Denn wie jeder gute Roman Wahrheiten über das menschliche Leben enthält, so mag es in Valtortas Werk Unterschiede zwischen Wirklichkeit und literarischer Darstellung geben, aber beide treffen sich in ihrem inneren Wahrheitsgehalt.
Da die Aussagen von Privatoffenbarungen über das Leben Jesu, z.B. durch Maria von Agreda (1694-1766), Maria Cäcilia Baij (1602-1665) und Anna Katharina Emmerick (1774-1824), nicht selten beträchtlich voneinander abweichen, sollte man mit einiger Zurückhaltung eine einzelne Darstellungsweise als authentisch erklären. Man sollte offen bleiben für die historische Wahrheit unterschiedlicher Darstellungen, kann aber – im Vergleich der Privatoffenbarungen untereinander und mit den Evangelien – größere oder geringere Wahrscheinlichkeiten erwägen.
Es ist zu bedenken, daß sich das Wort Gottes an alle Menschen aller Zeiten richtet und sich an die Bedürfnisse und an die Vorstellungswelt einer geschichtlichen Epoche anpaßt, also auch unserer heutigen Zeit. Jesus verkündet das Evangelium nicht so sehr an diesem oder jenem Ort in Palästina und nicht mit diesen oder jenen Worten, sondern er will es überall dort wirksam werden lassen, wo er mit Menschen zusammentrifft. So können wir vielleicht sagen, authentisch sind nur Gottes Wahrheit und Liebe und das menschliche Herz. Wir dürfen aber darauf vertrauen, daß auch für Privatoffenbarungen das heilsgeschichtliche Wort Jesu gilt: Der Heilige Geist wird euch in die ganze Wahrheit einführen (Joh 16,13), so daß Valtortas Werk der geschichtlichen Wahrheit am nächsten kommt.
Überhaupt hüte man sich vor einem falschen Realismus. Die unzähligen Dialoge vernahm die Seherin in ihrer Muttersprache Italienisch. Wenn sich Jesus mit einem Römer unterhält, tat er es in der historischen Situation vielleicht auf Latein. Aber wie ist eine Gesprächssituation zu bewerten, wenn Tempelpriester Jesus das Predigen im Tempel verbieten und der einfache römische Soldat Alexander einen Einwand dagegen äußert? Sprachen die Priester etwa griechisch als lingua franca und konnte Alexander ausreichend Griechisch? Vermutlich verwendeten die Priester ihre Muttersprache, die der Römer keineswegs verstehen konnte. Wenn wir das Verständigungsproblem außer Acht lassen, bleibt als wesentliches Thema der Mentalitätskonflikt zwischen Juden und Heiden, zwischen Beherrschten und Besatzern. Darauf kommt es der göttlichen Inspiration an.
3. Die Texte sollten mit einer sensiblen Offenheit für das Wahre, Gute und Schöne gelesen werden. Der Leser sollte bereit sein, Szenen von Liebe, Zärtlichkeit und Freundschaft anzunehmen, aber auch solche nicht als übertrieben auszuschließen, die Abgründe von Leidenschaft, Verzweiflung, Verderbnis und Haß auftun. Er sollte sich weiterhin von der Heiligkeit und Vollkommenheit göttlichen Heilswirkens berühren lassen.
4. Dialogszenen haben eine dreifache Funktion:
– Sie zeigen lebensvolle Charaktere aus Fleisch und Blut, die durch Äußerungen ihre innere Verfaßtheit, Ängste, Hoffnungen und Gefühlsregungen kundtun.
– Falls manche dargestellte Personen einen mystischen Erfahrungsbereich haben, wird dieser in eine Sprechweise transponiert, die sich als innere Einsicht oder als Ahnung äußert.
– Sie behandeln manche theologische Themen, die in den Evangelien weniger berücksichtigt sind, z.B. Marias Absicht, ein jungfräuliches Leben zu führen, um dem in Kürze zu erwartenden Messias zu dienen.
Gegnerschaft und Vorbehalte gegen Valtortas Werk scheinen hauptsächlich auf zwei Gründen zu beruhen:
1. Der Leser erlebt Worte und Gesten tiefster Liebe und inniger Zärtlichkeit. Menschen, deren Religiosität mit einer gewissen strengen Gefühlskontrolle einhergeht, nehmen Anstoß an zärtlichen Szenen und scheuen sich z.B. nicht, die Darstellung der Beziehung zwischen Jesus und Johannes als homosexuell zu bezeichnen.
2. Jeder religiöse Christ formt sein Verhältnis zu Jesus aus der knappen Darstellungsweise der Evangelien. Für manche Christen geht jedoch ein Jesus zum Anfassen, wie Valtorta ihn zeigt, zu weit. Auf einen solchen Jesus können sie sich nicht einlassen und in unreflektierter emotionaler Abwehr halten sie das, was in Wirklichkeit hohe literarische Leistung ist, für sentimentalen Kitsch. Andere entdecken plötzlich ihre Treue zu den Evangelien und betrachten Valtortas Werk als ein unnötiges und unzumutbares Konkurrenzunternehmen.
In welchem Verhältnis stehen die Evangelien zum Werk Valtortas? In erster Linie handelt es sich um einen Unterschied der Textgestalt. Die Evangelien bieten auf knappstem Raum das über das Leben und Wirken Jesu, was für die Gesamtheit des christlichen Glaubens unerläßlich ist. Inhalt und Sprache verzichten daher auf entbehrliche Details. Valtortas Werk hingegen stellt Worte und Taten Jesu mitsamt ihren Begleitumständen so ausführlich dar wie es den Absichten Jesu, des Urhebers der Visionen, entspricht. Fast jedes Kapitel ist durch Beschreibung der Seherin, durch Dialogszenen und Reden ausgestaltet. Vieles, was vielleicht in den Evangelien etwas knapp ausfällt, gewinnt in seinem ausführlicheren Gewand mehr an Plastizität, Farbe und Überzeugungskraft. Viele Personen, von denen uns aus den Evangelien nichts oder sehr wenig bekannt ist, werden in einer Szene eingeführt und erscheinen später, mehr oder weniger häufig, wieder.
Auf den gläubigen Christen, den moderne Bibelforschung und antichristliches Schrifttum verunsichern, übt das Werk Valtortas vor allem diese Wirkung aus: daß die Evangelien tatsächlich authentisch sind. Manche darin enthaltene Reden sind so gewaltig, daß sie kein menschlicher Geist ersinnen könnte. Kein unbefangener Leser kann sich der inneren Glaubwürdigkeit der dargestellten Ereignisse, Personen und Worte entziehen.
Das 12-bändige Werk kann in Einzelbänden vom Parvis Verlag bezogen werden.
Leseprobe: Jesus erklärt einem jungen Mann den Begriff der Vollkommenheit.

 

 

Der kleine Weg
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Die Botschaft der hl. Thérèse von Lisieux

"Ich habe nie etwas anderes gesucht als die Wahrheit."

Zweifelsohne - die Botschaft der hl. Thérèse von Lisieux ist die Botschaft Gottes für die Menschen des 20./21. Jahrhunderts. Es ist der Ruf des liebenden Vaters im Himmel an die Menschen, seine barmherzige Liebe nicht abzuweisen, die er frei schenken möchte. Er sucht die Menschen, die sie mit kindlichem Vertrauen annehmen. Die barmherzige Liebe ist die Antwort Gottes auf die Abkehr des Menschen von Gott in der heutigen Zeit. Sie gilt jedem Menschen, besonders jenen, die in tiefes Leid und große Schuld verstrickt sind.
Es ist Gottes größte Sehnsucht, Gemeinschaft mit dem Menschen zu haben, den er aus Liebe geschaffen hat. Jeder Mensch ist jedoch mit Schuld belastet, die der Gemeinschaft mit Gott entgegensteht, denn Gott ist heilig. Der Mensch bedarf der Befreiung von seiner Schuld, um in volle Gemeinschaft mit Gott gelangen zu können. Darum sandte Gott seinen einzigen Sohn Jesus Christus, damit dieser die trennende Schuld der Menschen auf sich nehme und sie durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten tilge. Deshalb findet der Mensch in ihm alleine Vergebung seiner Schuld und den Zugang zum Vater. Jesus ist das Tor zum Vater, durch das jeder Mensch eintreten muss, der das ewige Leben erlangen will. "Durch das Tor Jesu eintreten" bedeutet konkret, dass der Mensch sich auf einen Prozess einläßt, der ihn Schritt für Schritt in Jesus Christus verwandelt. Dieser Prozess der Umwandlung ist ein geistlicher Weg!
Das Ziel jedes geistlichen Weges und Lebens ist also Jesus Christus, der Auferstandene, der in der Kraft seines Geistes in jedem getauften Menschen lebt. In der Taufe wird die ganze Fülle des Lebens des dreifaltigen Gottes (Vater, Sohn und Heiliger Geist) - einem Samenkorn gleich - in den Menschen gelegt. Durch das geistliche Leben soll das "Samenkorn" im Menschen aufgehen und wachsen. Gott will also wachsen in jedem Menschen, auf dass der Mensch immer mehr Gott ähnlich werde, indem er im Bild der Braut und des Bräutigams sich im Geiste mit Jesus Christus vermähle: eine wachsende Vereinigung, die sich erst im Tod des Menschen vollendet. Dazu ist der Mensch berufen, das ist die Aufgabe, die jedem Menschen aufgetragen ist: Jesus Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.
Es ist der Wunsch des himmlischen Vaters, dass er in jedem Menschen seinen vielgeliebten Sohn (in vollendeter Gestalt) sehen kann. Die Menschwerdung Jesu Christi ist daher noch nicht abgeschlossen. Sie soll in den Menschen aller Zeiten fortgesetzt werden und zwar durch Maria, der Mutter Gottes. Denn wie einst Jesus Christus in ihrem Schoß heranwuchs und durch sie in diese Welt kam, so sollen die Menschen auch durch sie immerfort auf mystische Weise in "neue Christusse" geboren werden.
Maria, die Mutter Gottes, ist also der Ort, in dem sich die Menschwerdung Gottes vollzieht, damals wie heute: In Maria wird der Mensch in Gott durch Teilhabe verwandelt, er wird vergöttlicht, wie einige Kirchenväter sagen. Jesus gab am Kreuz sterbend seine Mutter den Menschen zur Mutter, sie wurde zur Mutter der Kirche. Ihre universale Mutterschaft beinhaltet Mittlerschaft, Fürsprache und Teilhabe am Erlösungswerk Jesu Christi und drückt sich darin aus.
Um auf dem geistlichen Weg in der Vereinigung mit Jesus Christus voran zu schreiten, ist es für den Mensch von zentraler Bedeutung, sich Gott durch die Hände Mariens zu weihen. Zu empfehlen ist z.B. die 33tägige Weihe an Maria nach Ludwig Maria Grignion von Montfort, in der alle Aspekte des Menschseins (Gefühle, Denken, Bindungen, Beziehungen, Willen etc.) bewußt Maria übergeben werden, damit sie alles in Christus umwandeln kann. Maria ist die unbefleckte Empfängnis, d.h. sie ist von Beginn ihres Lebens ohne Sünde und daher auf vollkommene Weise mit dem Willen ihres Sohnes vereint. Das Herz Jesu und das Herz Mariens sind eins! Alles was der Mensch durch die Weihe Maria übergibt, gibt er Jesus. Sie behält nichts für sich zurück, sie ist ganz und gar auf Christus ausgerichtet. Indem der Mensch durch Maria zu Jesus kommt, erfreut er Jesus, denn er sieht dann im Menschen Maria, die alle Mängel durch ihre Schätze der Liebe ausgleicht. Maria ist derjenige Mensch, der wie kein anderer ihren Sohn kennt. Sie ist berufen, ihre universale Mutterschaft an den Menschen auszuüben.

Der kleine Weg - der geistliche Weg nach Thérèse von Lisieux

"Mein Weg zu Gott ist Liebe, Hingabe und Vertrauen"

Der geistliche Weg der kleinen Thérèse ist der Weg der geistlichen Kindschaft, er wird auch "der kleine Weg" genannt. "Klein" nennt man diesen Weg, weil er zum einen nichts "Außergewöhnliches" fordert und daher von jedem Menschen gegangen werden kann. Zum anderen, weil der Mensch eingeladen ist, seine eigene Armut und Kleinheit bewußt zu bejahen, um von Gott die wahre Größe zu erlangen, die er denen verleiht, die sich von ihm abhängig machen. Es ist ein Weg des Vertrauens und der Hingabe an den Willen des Vaters, der den ganzen Menschen fordert und in Dienst nimmt.

Nicht das "Außergewöhnliche", sondern das "Gewöhnliche" außergewöhnlich gut zu vollbringen war ihr Leitbild.
 
Heilige

 

Wir
schenken
Ihnen
ein
bunten
Blumenstrauß!

 
 
Der sichere Weg in den Himmel
 
 
Don Boscos himmlische Begegnung mit dem hl. Domenico Savio
Don Johannes Bosco, der große Jugenderzieher des letzten Jahrhunderts, 1934 von Papst Pius XI. heiliggesprochen, nahm sich schon als junger Priester der verwahrlosten Jungen der aufstrebenden Industriestadt Turin an. Ebenso gab er Buben, die ihrer priesterlichen Berufung folgen wollten, in seinem Oratorium ein Zuhause.
So kam auch der überaus fromme Domenico Savio zu ihm. In nicht ganz 3 Jahren reifte er unter seiner Führung zur altersentsprechenden Vollkommenheit heran. Am 9. März 1857 holte Gott den 15jährigen zu sich. Domenico ist die schönste Frucht des erzieherischen Wirkens Don Boscos. Nach dem gewohnt strengen, kirchlichen Prozess sprach Papst Pius XII. ihn 1954 heilig und gab mit ihm besonders der Jugend ein herrliches Vorbild und einen großen Fürsprecher.
Ein denkwürdiges Wiedersehen
Am 6. Dezember 1876 weilte Don Bosco in Lanzo. Dort hatte er in der Nacht eines seiner berühmt gewordenen, übernatürlichen Erlebnisse; es erschien ihm sein so früh verstorbener Junge Domenico Savio, den er besonders liebgewonnen hatte. Einige Wochen später berichtete er darüber in Turin vor der versammelten Hausgemeinschaft des Oratoriums, die in größter Spannung zuhorchte. Die Niederschrift dieser Ansprache verfaßte Don Leymone (Domenico Savio erscheint - Lem. XII. Seite 586-596). (aus "Träume Don Boscos", Provinzialat der Salesianer Bendorf/Rhein-Sayn, Ausgabe 1958, S. 175 - Don Bosco nannte seine Offenbarungen bescheiden "Träume"; in Wirklichkeit waren es übernatürliche Begebenheiten und echte Visionen, oft auch mit prophetischen Aussagen verbunden, die sich später alle erfüllten.)
In der Kirche auf die Kanzel gestiegen, begann Don Bosco: "Es war am Abend, als ich in Lanzo war . . . Es schien mir plötzlich, ich stünde auf einer kleinen Anhöhe am Rande einer endlosen Ebene. Sie verlor sich ins Unendliche. Ganz hellblau war sie, wie ein Meer voller Ruhe. Aber was ich sah, war kein Wasser. Es glich klarem, leuchtenden Kristall . . . Breite, lange Wege teilten diese Ebene in parkähnliche Anlagen von unbeschreiblicher Schönheit. . . Während ich über diese vielen wunderbaren Dinge staunte, erklang auf einmal eine sehr liebliche Musik . . . Noch lauschte ich ganz entzückt, da erschien eine große Anzahl von Jungen, von denen ich sehr viele kannte, die im Oratorium oder in einer unserer Schulen gewesen waren. Der größte Teil war mir aber unbekannt. Diese gewaltige Schar kam auf mich zu. An ihrer Spitze schritt Domenico Savio; gleich hinter ihm kamen viele Kleriker und Priester. Jeder von ihnen führte eine Schar von Jungen an.
Ich fragte mich: Schlafe ich oder bin ich wach? Ich klatschte in die Hände und schlug an meine Brust, um mich zu vergewissern, ob das Wirklichkeit war, was ich sah. Als die Menge mich erreicht hatte, blieben alle in einer Entfernung von ungefähr zehn Metern stehen. Dann leuchtete ein lebhaftes Licht auf, die Musik verstummte. Es trat eine tiefe Stille ein. Die Jungen waren in sehr großer Freude. Ihre Augen strahlten . . . Sie sahen mich mit liebenswürdigem Lächeln an ... Domenico Savio allein kam nun einige Schritte näher und blieb dicht vor mir stehen. Er schwieg . . . Wie schön war er!
Ich wusste nicht, wo ich mich befand, und zitterte vor lauter Ehrfurcht am ganzen Leib. Endlich öffnete Domenico den Mund und sagte: "Warum stehst du hier so stumm und wie vernichtet? Bist du nicht der Mann, der sich sonst vor nichts fürchtet und unerschrocken den Verleumdungen, Verfolgungen . . . und Gefahren die Stirn bietet? Wo ist dein Mut geblieben? Warum sprichst du nicht?"
Ich antwortete mühsam und fast stotternd: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Bist du Domenico Savio?" - „Ja, kennst du mich nicht mehr?" - "Wie kommt es, dass du hier bist?" fragte ich, noch immer ganz verwirrt. Domenico antwortete liebevoll: "Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen. Wie oft haben wir auf Erden miteinander gesprochen! Denkst du nicht mehr daran, wie sehr du mich geliebt hast? Und habe ich deiner herzlichen Liebe zu mir nicht entsprochen? Welch großes Vertrauen hatte ich zu dir! Warum bist du so erschreckt? Nun kannst du mich etwas fragen!"
Da fasste ich Mut und sagte: "Ich zittere, weil ich nicht weiß, wo ich bin." - "Hier sind wir an einem Ort, wo man noch keine ewigen Freuden hat, obwohl diese schon groß sind." - "Sind denn alle diese Dinge noch natürlich?" - "Ja, aber von der Allmacht Gottes prächtiger gestaltet." - "Mir kam es vor", rief ich aus, "als wäre dies das Paradies!" - "Nein, nein!" antwortete Savio. "Kein sterbliches Auge kann die ewigen Schönheiten betrachten."
"Und die Musik", fuhr ich fort, "sind das die Weisen, woran ihr euch im Paradies erfreut?" - "Nein, keineswegs!" - "Sind es natürliche Klänge?" - "Ja, es sind natürliche Weisen, die von der Allmacht Gottes vervollkommnet sind."
Übernatürliches Licht
"Und dieses Licht, das noch herrlicher ist als das Licht der Sonne, ist das vielleicht übernatürlich?" - „Es ist natürlich, jedoch hat die göttliche Allmacht es belebt und vervollkommnet."
"Könnte man nicht einmal ein wenig von dem übernatürlichen Licht sehen?" - "Nein, das kann keiner sehen, ehe er dazu gekommen ist, Gott zu schauen. Der kleinste Strahl dieses Lichtes würde den Menschen auf der Stelle töten; denn für die menschlichen Sinne ist es unerträglich."
"Gibt es auch noch ein natürliches Licht, das noch schöner ist als dieses?" - "Oh, wenn du wüsstest!" - "Könnte man nicht einmal wenigstens einen Strahl davon sehen?" - "Schon . . ., mach die Augen auf!" - "Die habe ich offen", antwortete ich. - "Pass auf und sieh hinten in das Kristallmeer!"
Ich schaute hinein und sogleich erschien am Himmel in einer unendlichen Entfernung ein ganz dünner Lichtstreifen wie ein Faden, aber so glänzend und durchdringend, dass meine Augen ihn nicht ertragen konnten. Ich schloss sie und stieß einen solchen Schrei aus, dass ich Don Leymone, der hier zugegen ist und im Zimmer nebenan schlief, aufweckte. Ganz erschrocken, fragte er am Morgen, was mir in der Nacht geschehen sei, da ich so bewegt gewesen sei. Dieser Lichtstreifen war hundertmillionenmal heller als die Sonne.
Nach einigen Augenblicken öffnete ich die Augen wieder und fragte Savio: "Was ist das? Ist das nicht vielleicht ein Strahl vom göttlichen Licht?" Savio antwortete: "Das ist nichts anderes als ein natürliches Licht, das durch die Allmacht Gottes auf solche Weise lebendiger gemacht wurde. Wenn die ganze Welt eine gewaltige Lichtzone wäre, leuchtend wie dieser Streifen, den du eben dort hinten gesehen hast, würde sie dir noch keine Vorstellung vom Lichtglanz des Paradieses vermitteln."
"An was erfreut ihr euch denn im Paradies?" - "Ja, das kann ich dir nicht sagen. Die Freuden des Paradieses kann kein Sterblicher verstehen, solange er das Leben nicht verlassen hat und mit seinem Schöpfer vereinigt ist. Man erfreut sich an Gott. Damit ist alles gesagt." . . .
Gesandter Gottes
"Sag mir, Savio, du bist der Jüngste von den vielen, die dir folgen und von denen, die in unseren Häusern starben. Warum gehst du also vor ihnen her und führst sie an? Warum sprichst du und die übrigen schweigen?" - "Ich bin älter als sie alle," - "Aber nein", erwiderte ich, "viele andere sind weit älter an Jahren als du!" - "Ich bin der Älteste aus dem Oratorium", sagte Domenico Savio noch einmal, "denn ich bin der erste gewesen, der die Welt verlassen hat und in das andere Leben eingegangen ist. Im übrigen legatione Dei fungor!" (Ich fungiere als Gesandter Gottes!)
Diese Antwort deutete mir den Sinn jener Erscheinung an. Er kam als Gesandter Gottes. "Nun gut", sagte ich, "sprechen wir von Dingen, die für uns jetzt wichtig sind."
"Ja, frag mich, was du wissen willst. . . Von Gott bin ich gesandt, um mit dir zu sprechen. Darum bin ich gekommen."
"Dann", rief ich aus, "sprich mit mir über meine Kongregation!" - "Darüber könnte ich dir viel sagen." - „Sag mir etwas über die Vergangenheit. Habe ich wohl das Meine getan?" Domenico: "Was die Vergangenheit angeht, hat deine Kongregation schon viel Gutes erreicht. Siehst du dort die zahllosen Jungen?" - "Ich sehe sie", antwortete ich. "So viele und wie glücklich sie sind!"
"Gut", fuhr Domenico fort, "das waren alles Salesianer, oder sie wurden bei dir erzogen oder hatten irgendeine Beziehung zu dir. Sie sind durch dich gerettet oder von deinen Priestern und Klerikern oder von anderen Menschen, durch die du sie auf dem Weg ihrer Berufung unterstützt hast. Zähl sie, wenn du kannst! Aber sie wären unermesslich zahlreicher, wenn du größeren Glauben und mehr Vertrauen auf den Herrn gehabt hättest."
Da seufzte ich schmerzlich auf. Ich wusste nicht, was ich auf diesen Vorwurf antworten sollte und nahm mir vor: von jetzt ab werde ich mich bemühen, diesen Glauben und dieses Vertrauen zu haben. Dann fragte ich: "Was ist mit der Gegenwart?"
Ein Blumenstrauß und seine Bedeutung
Domenico zeigte mir einen prächtigen Blumenstrauß, den er in den Händen hielt. Es waren Rosen, Veilchen, Sonnenblumen; es gab Enzian, Lilien, Efeu oder Immortellen und mitten in den Blumen waren Weizenähren. Savio hielt mir den Strauß hin und sagte: "Sieh genau her!" Ich antwortete: "Ich sehe . . , aber begreife nichts."
"Gib den Strauß deinen Söhnen, damit sie ihn dem Herrn überreichen können, wenn die Zeit gekommen ist. Sorge dafür, dass alle diese Blumen haben, sie keinem genommen sind und niemandem genommen werden. Wenn sie diesen Blumenstrauß besitzen, genügt dies, um glücklich zu sein."
"Aber was soll dieser Strauß bedeuten?"
"Nimm die Theologie zu Hilfe!" antwortete er. "Sie wird es dir sagen und erklären!" - "Theologie habe ich studiert, aber ich wüsste nicht, wie ich daraus entnehmen könnte, was du mir zeigst." - "Du bist streng verpflichtet, diese Dinge zu wissen!" - "Nun dann hilf mir aus der Verlegenheit. Gib mir die Erklärung!"
Da sagte Domenico: "Diese Blumen stellen die Tugenden dar, die dem Herrn am meisten gefallen. Die Rose bedeutet die Liebe, das Veilchen die Demut, die Sonnenblume den Gehorsam, der Enzian die Buße und Abtötung, die Ähren die häufige Kommunion; die Lilie ist das Symbol der Tugend, von der geschrieben steht: sie werden wie die Engel Gottes im Himmel sein - die Keuschheit. Und der Efeu oder die Immortellen (Immergrün) wollen besagen, dass alle diese Tugenden immer vorhanden sein müssen; sie bezeichnen die Beharrlichkeit."
Die Hilfe beim Sterben
"Nun gut, mein lieber Domenico", sagte ich. "Du hast diese Tugenden in deinem Leben geübt. Sag mir, was tröstete dich bei deinem Sterben am meisten?"
"Was meinst du, was das gewesen sein könnte?" erwiderte er. - "Vielleicht die schöne Tugend der Reinheit bewahrt zu haben?" - "O nein, das nicht allein." - "Vielleicht die Freude eines ruhigen Gewissens?" - „Das ist schon etwas Gutes, aber es gibt noch Besseres." - "Half dir vielleicht die Hoffnung auf das Paradies?" - "Auch nicht." - "Dann wird es wohl der Schatz deiner vielen guten Werke gewesen sein?" - "Nein, nein."
"Ja, was gab dir dann in deiner letzten Stunde Kraft?" fragte ich und bat ihn ganz verlegen, weil ich seine Gedanken nicht erraten konnte.
Da sagte Domenico: "Was mich im Sterben am meisten stärkte, war die Hilfe der machtvollen Mutter des Erlösers! Sag das nur all deinen Söhnen. Sie sollen nicht vergessen, zu ihr zu beten, solange sie leben . . . Hast du noch etwas zu fragen? . . . Beeile dich, ich darf nicht mehr lange mit dir sprechen."
Da streckte ich voller Verlangen die Hände aus, um den heiligen Jungen festzuhalten; aber seine Hände schienen aus Luft zu sein, und ich bekam nichts zu fassen.
"Was machst du denn jetzt?" sagte Domenico lächelnd. - "Ich habe Angst, dass du mir entfliehst!" rief ich aus. "Aber bist du denn nicht leiblich hier?" - „Nein, mit dem Leib nicht. Den nehme ich erst später wieder an." - "Aber was ist denn das, was ich vor mir habe? Ich sehe doch tatsächlich in dir die Gestalt des Domenico Savio."
"Sieh", sagte er, "wenn die Seele vom Leib getrennt ist und sich mit Gottes Erlaubnis einem Sterblichen zeigt, behält sie ihre Form und äußere Erscheinung mit allen Eigenheiten des Leibes bei, wie sie auf Erden lebte und so, obgleich viel schöner, bleibt sie, bis sie am Tag des allgemeinen Gerichtes wieder mit dem Leib vereinigt wird. Dann nimmt sie ihn mit sich in den Himmel. Darum kommt es dir so vor, als hätte ich Kopf, Hände und Füße; aber festhalten könntest du mich nicht, weil ich Geist bin. Doch an dieser äußeren Form kannst du mich erkennen."
"Ich habe verstanden", sagte ich. "Hör mal, noch eine Frage. Sind meine Jungen alle auf dem rechten Weg, dass sie sich retten? Sag mir etwas, damit ich sie gut leiten kann."
Drei Gruppen
Ausführlicher Erscheinungsbericht ->
"Die Söhne, welche die göttliche Vorsehung dir anvertraut hat, lassen sich in drei Gruppen einteilen. Siehst du diese Listen?" Dabei reichte er mir eine. "Schau sie an!"
Ich sah auf dem ersten Verzeichnis geschrieben: Die Unverwundbaren. Das waren die, die der Dämon nicht verwunden konnte, die ihre Unschuld bewahrt hatten. Diese Unverletzten waren in großer Zahl; ich sah sie alle. Viele von ihnen kannte ich schon. Viele sah ich aber zum ersten Mal. Diese werden wahrscheinlich in den nächsten Jahren zum Oratorium kommen. Sie gingen gerade auf ihrem steilen Weg voran, obwohl fortwährend von allen Seiten mit Pfeilen, Schwerthieben und Lanzen auf sie gezielt und geschlagen wurde. Diese Waffen waren wie eine Hecke zu beiden Seiten ihres Weges. Sie wurden damit bekämpft, behindert, aber nicht verwundet.
Dann gab mir Domenico eine weitere Liste mit der Aufschrift: Die Verwundeten. Das sind die, welche in der Ungnade Gottes gewesen sind, nun aber wieder auf den Füßen stehen und ihre Wunden durch Reue und Beichte geheilt haben. Sie waren in größerer Anzahl als die vorigen. Sie hatten auf ihrem Lebensweg durch die Hecke der Feinde Wunden davongetragen. Ich las ihre Namen und sah sie alle . . .
Das dritte Verzeichnis hielt Domenico noch in der Hand. Die Aufschrift lautete: Die auf dem Weg der Sünde Verbliebenen. Da standen die Namen all jener geschrieben, die sich in der Ungnade Gottes befinden. Ich war begierig, dieses Geheimnis zu erfahren und streckte die Hand aus! Aber Domenico sagte lebhaft: "Nein, warte einen Augenblick und höre zu! Wenn du dieses Blatt auseinander faltest, wird daraus ein solcher Gestank kommen, den weder ich noch du ertragen können. Sogar die Engel ziehen sich davor erschreckt zurück, und es wird ihnen übel und selbst der Heilige Geist empfindet Ekel vor dem abscheulichen Gestank der Sünde."
"Wie ist denn das möglich", entgegnete ich, "da Gott und die Engel doch nicht leiden können? Wie können sie so den Geruch der Materie empfinden?"
"Ja, das ist so! Je mehr die Geschöpfe gut und rein sind, um so mehr nähern sie sich den himmlischen Geistern; je mehr aber einer schlecht, verdorben und schmutzig ist, um so mehr entfernt er sich von Gott und den Engeln, die sich von ihm zurückziehen, da der Betreffende für sie ein Gegenstand des Ekels und Abscheus geworden ist. "Nimm nur, öffne es und zieh Nutzen daraus für deine Jungen. Aber denk immer an den Blumenstrauß, den ich dir gegeben habe. Sorge dafür, dass alle ihn haben und bewahren!" ..."
Ausführlicher Erscheinungsbericht ->
Nehmen auch wir diesen Blumenstrauß von Domenico entgegen und befolgen wir seinen Rat: beten wir täglich zur Muttergottes, dass sie uns helfen möge, jene Tugenden zu üben, um einst ewig in die Freuden des Himmels eingehen zu dürfen. Denn unabhängig vom Alter zählen wir alle zu einer dieser drei Gruppen.
Gebet
Heiliger Dominikus Savio, in der Schule Don Boscos hast du gelernt, die Pfade jugendlicher Heiligkeit zu gehen. Hilf uns, deine Liebe zu Jesus und Maria sowie deinen Eifer für die Rettung der Seelen nachzuahmen.
Erflehe uns die Gnade, dass auch wir entschlossen die Sünde meiden und für das Reich Gottes arbeiten, um unser ewiges Heil zu erlangen und anderen zu helfen auf diesem Weg. Amen.
(c)+(R)'2000-03 Br.Thomas-Apostolatsgemeinschaft